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Südafrika – Tag 4- Shakaland

Heute nutzen wir den letzten Tag in Durban für einen Ausflug nach Shakaland – in einen typischen Zulu-Kraal des 19. Jahrhunderts.

Für die Fernsehserie Shaka Zulu wurde 1984 dieses Dorf errichtet. Für das Serienfinale setzte man die Dörfer in Brand; nur das von Shakas Vater wurde ausgespart und ist als Shakaland zugänglich.

Das einzigartige Zulu-Dorf ist heute für Tagesbesucher offen. Übernachtungsmöglichkeiten bietet das Protea Hotel.

Auf einem Rundgang durch die 40 Hütten des Dorfs wird traditionelle Handwerkskunst erklärt, wie z. B. die Herstellung von Hütten, Speeren, Perlen-und Töpferware und Bier …

Wie in einem Rausch, beinahe wie in Trance, gefangen von den Klängen und Gerüchen der mich umgebenden Zulu Krieger, kämpfe ich gegen die Auswirkung des Zulu Biers.

Ich sitze in einer riesigen Hütte mit einer Kuppel. Der Eingang auf Höhe meiner Hüfte macht deutlich, wie klein die Menschen dieses Volksstamms sind …

Die Hütte ist kreisrund angelegt und hat einem aus Lehm gefertigten Innenkreis, aus dem sich Hölzer in eine Höhe von geschätzten vier oder sogar fünf Metern nach oben erstrecken und im mittleren Drittel sich zum Bogen formen. Oben zusammengeschnürt ergibt sich so ein rundes Kuppeldach.

Überall sind Speere und Schilde an den Wänden befestigt. Das Licht dringt kaum durch die baubedingten Schlitze der Konstruktion.

Rechts von mir erhebt sich ein Podest aus dem Halbdunkel. Ähnlich einer Treppe angelegt, erkennt man zur rechten und linken Seite jeweils zwei Säulen, die mit Schnitzereien und Farben verschönert als tragendes Element fungieren.

Frauen und Männer sitzen getrennt  in einem Halbkreis auf Holzbänken. Das dämmerige Licht in der nimmt mir jede Möglichkeit, Saskia zu entdecken.

Mein rauschartiger Zustand ist noch nicht besser geworden. Alkoholtypisch habe ich Probleme mit dem Gleichgewicht und der Konzentration. So erlebe ich etwas verloren im Dunkel in den nächsten Minuten ein Spektakel: eine vor mir wild tanzende Gruppe von Zulukriegern. Ein Bild, das ich so schnell nicht vergessen werde …

Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe los. Die Fahrt führte uns gute 150 km in das Landesinnere.

Der Weg führte uns erst über die M4 und bei Umhlanga auf die R102. Von dort aus ging es über diverse Flüsse bis kurz vor Gingindlorn, wo wir auf die R66 kreuzen. Ab dort führte uns die R66 noch ein Stück. Ab hier endet dann die geteerte Straße, und wir folgen – ohne wirklich zu wissen, wo wir sind – den Ausschilderungen nach Shakaland. Über eine wirkliche üble Schotterpiste.

Die Straßen sind ab der M4 in einem wirklich bescheidenen Zustand. Überall klaffen Löcher und die Abzäunung ist nur teilweise vorhanden. Ein Fahrfehler kann hier schnell bei Nässe in die Tiefe führen.

Auf den zweispurigen Straßen rennen Kinder sowie Erwachsene einfach über die Fahrbahn, weil es keine Fußgängerübergänge oder -brücken gibt.

An allen Straßen wird reger Handel betrieben sowie gespielt. Ausnahmslos.

Überall stehen oder sitzen Frauen, die ihre Ware – meistens Obst und Gemüse – zum Kauf oder Tausch anbieten. Der Handel findet meist vor einem nur kleinstmöglich geöffneten Fenster statt. Die Gefahr von Überfällen ist auch hier allgegenwärtig.

Auch wir fahren nur mit komplett geschlossenen Fenstern und verriegelten Türen. Im Auto liegen keine Wertsachen, die man im Vorbeigehen erspähen könnte.

Südafrika ist im Wandel. Zumindest beim Straßenbau. Denn fast jede Straße ist mit Ampeln übersät, die versuchen, den Verkehr zu regeln. Bei Baustellen sind häufig die Straßen auf eine Spur eingeschränkt, was zur Folge hat, dass wieder eine Ampel den Gegenverkehr regeln muss.

Und wenn man zwangsläufig aufgehalten wird, beginnt auch hier sofort reger Handel. Kaum stehen wir an einer Ampel, kommen die Menschen wie aus dem Nichts und bieten ihre Ware an.

Wir kaufen eine Auswahl an Obst und fahren dann weiter. Die wartenden Trucks werden belagert. Wahrscheinlich sucht der eine oder andere hier eine günstige Mitfahrgelegenheit.

Die Landschaft ist im ständigen Wechsel. Mal grün, dann wieder dominierend rote Erde.

Grenzenlose Weitsicht und gewaltige weiße Wolkenformationen, wie wir beide es nie gesehen haben. Alles kommt uns hier viel größer vor.

Die größeren Ortschaften, die wir passieren, haben keinen richtigen Ortskern, vielmehr führt die Straße einfach durch. Also spielt sich das Leben entlang der Straße ab.

Kleine Märkte, Tankstellen und diverse Läden warten auf ihre Kunden. Dieses Spektakel findet auf vielleicht gerade mal 20 Metern statt.

Die einzige wirkliche Konstante sind die Vodacom Container, die sich überall finden. Mal mitten am Straßenrand oder wild irgendwo im Grünen. Auch wir haben hier schon unsere Pre-Paid-Karten gekauft. Handel auf 2×2 Metern, Lager eingeschlossen.

Die kleineren Orte haben keine Infrastruktur. Überall stehen verstreut typische Rund- oder Wellblechhütten. Hier und dort finden man Ackerbau sowie vereinzelt auch mal Viehzucht.

Allgemein sind Straßen nicht nur mir Autos bevölkert. Vielmehr spielt sich hier das Leben ab: Rinder, Enten, Ziegen, Hühner und allerlei anderes Vieh sehen die Straße als ihr Reich. Mal eben von 80 km/h herunterbremsen und ausweichen ist an der Tagesordnung. Das erfordert ein hellwaches Auge.

Einsetzender Regen bremst wiederholt unser fortkommen. Das Regenwasser rinnt wie ein kleiner Wasserfall über die Straße –und wir sitzen im Trockenen, während um uns herum die Menschen nach einem Unterschlupf suchen.

Nach gerade mal fünf Minuten ist das Spektakel auch schon wieder vorbei und die Sonne erstrahlt in voller Kraft.

Die letzten Kilometer nach Shakaland führen über einer Schotterpiste mit nie enden wollenden Kornfeldern zu beiden Seiten der Straße.

Hinter uns versinkt die Landschaft in Staubwolken …

Die Auffahrt nach Shakaland ist gerade so breit, dass sich zwei Autos den Weg teilen könnten. Und das erfordert Nervenstärke, denn bei einem Ausweichmanöver nach rechts führt ein Fahrfehler den Abhang hinunter.

Während Saskia das Auto die Steigung hinaufquält und mit Schlaglöchern und Felsbrocken zu kämpfen hat, nährt sich uns ein Reisebus.

Keine 30 Sekunden später stehen wir uns gegenüber. Was jetzt ?

Zurückfahren ? Ausweichen ?

Vom Busfahrer kommt ein eindeutiges Handzeichen. Saskia öffnet die Tür und blickt über das Fahrgestell in den klaffenden Abgrund. Uns fehlen keine 40 Zentimeter zum Abrutschen. Saskia sieht mich an und legt den Rückwärtsgang ein …

Während ich noch über eine Lösung nachdenke, fährt sie bei geöffneter Tür das Auto an die Bruchkante der Straße und ermöglichst so dem Bus das Weiterfahren.

Der Busfahrer deutet mir noch an, ich solle bitte den Spiegel einklappen.

Ich blicke aus dem Fenster und sehe den erhobenen Daumen des Busfahrers. Kurz darauf schiebt sich der Bus mit vielleicht einer Handbreite Abstand an uns vorbei.

Der Rest des Weges ist ein Kinderspiel.

Im Zuludorf angekommen überrascht uns die Menge an Touristen. Geschätzte 50 Personen. Eine deutsche Reisegruppe. Wir nutzen die Chance und schließen uns in einigen Abstand der Gruppe an. So können wir etwas über das Dorf zu erfahren, was uns vielleicht als Einzellbesucher nicht möglich gewesen wäre.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen werden wir, dank der Gruppe, durch das Dorf geführt.

Ohne Rücksicht knipsen die Touristen vor uns alle Zulu, die zu finden sind.

Wir folgen in einem Abstand von 30 Metern. Da ich der Sprache der Zulu in keinster Weise mächtig bin, gestikuliere ich Interesse, sie zu fotografieren.

Zwei ältere Zulufrauen nicken zustimmend, und ich drücke ein paar Mal auf den Auslöser meiner Kamera. Das Gelächter ist groß, als ich den beiden die Bilder auf dem Display zeige. Ich bedanke mich mit einem herzlichen Kopfnicken.

Der Hauptplatz ist rund angelegt und hat in alle Himmelsrichtungen ein paar Rundhütten, die als Schlafplätze oder Lager dienen.

Einige kleine Bäume und Feuerstellen sowie eine Art Friedhof komplettieren das Dorf.

Die Pfähle auf den Grabesstätten mit den aufgesetzten Köpfen symbolisieren verstorbene Mitglieder der hier lebenden Zulu Gemeinschaft.

Das Dorf versteht es gut zu vermitteln, wie hier früher einmal gelebt wurde.

Wir stoßen wieder auf die Gruppe, als diese sich schon in einem Kreis versammelt hat.

In der Mitte stehender Zulu König in einem Leopardenfell mit seiner weniger imposant gekleideten Frau und der Reiseführer.

Neben den typischen dümmlichen Witzen erfahren wir hier auch viel über die Kultur der Zulu und auch über der Braukunst.

Es muss wohl auffällig gewesen sein, dass ich den dümmlichen Witzen auf Kosten der Zulu nichts abgewinnen konnte. Denn nach den Erklärungen über das Zulu Bier und die Andeutung einer nun folgenden Kostprobe, nimmt die Frau des Zulu Königs einen der vor ihr stehenden Tonkrüge und läuft einmal quer durch alle Leute auf mich zu. Sie blickt mich erwartungsvoll an und bietet mir als Erstem das Getränk an.

Ich fasse das Gefäß mit beiden Händen und kippe wie bei einem ordentlichen Weizenbier genüsslich das lauwarme Bier in meinem Rachen.

Nachdem ich sicherlich die Hälfte getrunken habe, und mich alle um mich herum verwundert anschauen, ermahnt mich die Zulu Frau mit einem eindringlichen „no no“    weiterzutrinken. Etwas verwundert und voller Stolz, der erste gewesen zu sein, übergebe ich ihr das Gefäß wieder. Sie lächelt und macht eine Runde, damit alle Interessierten auch mal trinken können.

Das Getränk war sehr würzig und die Konsistenz leicht dickflüssig. Trotz lauwarmer Temperatur sehr erfrischend.

Nach dem Biergenuss geht es nun in die zuvor beschriebene Rundhütte, wo ich dann meinen Bierrausch ausleben darf.

In der Hütte erleben wir zulutypische Tänze, die von Trommeln und anderen Instrumenten akustisch untermalt werden.

Beim Verlassen der Hütte entschwindet beim Anblick des grellen Lichts die Sehkraft- und dann schlagartig mein Rausch.

Beim weiteren Erkunden des Geländes posieren junge Zulu Mädchen für die Kamera. Nur leicht in bunte Stoffe gekleidet, balancieren sie selbstsicher Tongefäße afrikatypisch auf dem Kopf. Selbstversuche anderer Touristen enden meist damit, dass die Gefäße als Bruch auf dem Boden landen.

Inzwischen haben wir es fast 17 Uhr. Die Sonne beginnt zu sinken und hüllt das Tal mit einem in der Ferne sichtbaren Stausee in ein mystisches Licht.

Durch den deutlichen tieferen Sonnenstand und die daraus resultieren Schatten gewinnt die Botanik in jeder Minute neue Farben und Formen.

Ein Naturschauspiel, dem wir beide gespannt eine Zeit lang folgen.

Auf der Fahrt zum Quartier tauschen wir beide eifrig Eindrücke und Emotionen aus.

Noch gesättigt von dem Besuch im Shakaland, fallen wir beide in einen tiefen Schlaf.

Bis nach Kapstadt wird es jetzt abenteuerlich, denn wir haben keine feste Unterkunft mehr. Und das für die nächsten 4000km.

Wir sind gespannt …

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