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Südafrika – Tag 5 – Fahrt nach Coffee Bay, mit Glück Ocean View Hotel

Irgendwann musste er kommen, der Tag der Abreise. Etwas wehmütig verlassen wir am frühen Morgen das Hotel in Durban.

Das Hotel ist definitiv eine Empfehlung wert. Erstklassiger Service, das Personal war auf einem Level, wie man es sich öfter wünschen würde.

Beim Check-Out vergaß die junge Dame an der Rezeption doch glatt, uns das Telefon zu berechnen. Ein freundlicher Hinweis von mir kostete uns dann nochmals 50 € 🙂

Was also liegt heute an? Satte 500 km bis nach Coffee Bay.

Die nächsten zwei Tage wird uns die Reise durch die alte Transkei führen.

Völlig untypisch für klassische Südafrikareisen haben, wir aber bewusst diesem „Umweg“ gewählt. Wenn man die Reisekataloge durchblättert, dann wird eines klar: Die Individualität bleibt bei einem streng vorgegebenen Routenverlauf mit festen Zeiten auf der Strecke.

Das kam für uns aber nicht infrage.

Flug bis nach Johannesburg, dann in zwei oder drei Tagen durch den Krügerpark hetzen, um das Flugzeug in Durban nach Port Elizabeth zu bekommen, ist eine Horrorvorstellung.

Ab Port Elizabeth beginnt dann die eigentliche Garden Route.

Also warum nicht gleich von Durban bis nach Kapstadt?

Die Warnungen im Vorfeld waren vielseitig. Sicher ist aber, dass die Kriminalität durch Autodiebstähle, bewaffnete Überfälle oder Handtaschenraub höher ist, als in anderen Gebieten Südafrikas.

Das ehemalige Homeland Transkei, das 1976 die umstrittene Unabhängigkeit erhielt, war die größte und zugleich älteste der durch die Apartheidpolitik geschaffenen „Autonomen Staaten“ für Schwarze innerhalb Südafrikas. Das Gebiet ist in seiner Fläche größer als die Schweiz.

Es leben dort hauptsächlich Xhosa. Ein Stamm, dem auch Präsident Nelson Mandela angehört. Heute ist es leider das ärmste und rückständigste Gebiet.

Die Transkei ist aber zugleich eines der reizvollsten und interessantesten Reisegebiete im südlichen Afrika. Die sogenannte „Wildcoast“ ist eine raue, unverdorbene Küste voller Dünenlandschaften, Naturstrände und von Mangrovenwäldern umrahmter Flussläufe.

Das Inland ist geprägt von sanften und sattgrünen Hügellandschaften.

Die Hauptstadt der Transkei, Umtata, umfahren wir aus Zeitgründen und aus Vorsicht wegen der eindringlichen Warnungen.

Meine Kamera liegt griffbereit vor mir im Kamerarucksack und die Straßenkarten vorne auf dem Armaturenbrett.

Der Weg in die Transkei lässt Afrika nochmals in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Die gewohnten Rundhütten und kleinen Dörfer an den Hängen sehen wir deutlich weniger. Spannend ist die gespenstische Ruhe, die uns umgibt. Wir durchfahren Wälder aus grünen Tannenbäumen und nach dem nächsten Hügel durchqueren wir ein Teilstück aus Ackerlandschaft. Die ständigen Wechsel der Landschaftsformationen und Vegetation sind sehr eindrucksvoll.

Die uns schon bekannten grünen Nadelwälder werden auch durch gelbfarbene Bäume abgelöst oder hügeligen Landschaften, die in Rot, Braun, Grün und Gelb Farbtönen zu überzeugen wissen.

Der Himmel wechselt von Tiefblau bis hin zu bedrohlichen Grautönen.

Die N2 (Highway) ist geteert und in einem sehr guten Zustand. Einzig die Abzweigungen zu entlegenen Orten führen zum Teil über sogenannte “Dirt Roads” (Schotterpisten).

Der Weg nach Coffee Bay ist aber wieder eine Klasse für sich. Die Straße sieht aus, als wäre sie ständigen Witterungen ausgesetzt. Risse, die sich Hunderte von Metern über die Straße verteilen, Löcher, die die Größe von Traktorreifen übertreffen, sind keine Seltenheit. Die Distanz von knapp 80 km dauert fast zwei Stunden.

Auch hier kreuzen Tiere ständig und unverhofft unseren Fahrweg.

Die eine oder andere Begegnung muss wohl mit dem vorzeitigen jähen Ende eines Tieres geendet haben. Kilometer lang liegt der Geruch von verwesendem Fleisch in der Luft. In einer scharfen Rechtskurve entdecke ich beim Blick aus dem Seitenfenster den Kadaver eines Pferdes, über dem sich ein riesiger Schwarm Fliegen versammelt hat. Die Geräuschkulisse ist ähnlich der, eines Bienenschwarms.

Die Dämmerung ist hereingebrochen, als wir Coffee Bay erreichen. Wir queren eine kleine Brücke und sehen zur rechten Seite einige Camper, die eingezäunt, vor ihren Autos sitzen und dämlich glotzen …

Ein paar Meter weiter erblicken wir ein paar Bruchbuden, die sich als „Backpacker“ Lounge bewerben. Freiwillig wollen wir da aber nicht schlafen und hoffen auf einen Platz im Ocean View Hotel.

Dort angekommen ist der Parkplatz gerammelt voll und verspricht nichts Gutes.

Saskia quetscht das Auto förmlich in eine “freie” Parklücke, und wir eilen zur Rezeption.

Die Hotelanlage fügt sich terrassenartig in den Fels. Oben thront das Hotel in weißer Farbe und links, leicht abfallend, breiten sich die Apartments aus. Auf den drei Terrassenstufen finden sich Liegestühle, Tische und Bänke.

Der Rezeptionsbereich ist modern mit PC und möglicher Kreditkartenzahlung, sofern man ein Zimmer gebucht- oder reserviert hat. Was wir natürlich nicht haben.

Ich spreche die ältere Dame freundlich auf ein freies Zimmer an, worauf sie erwidert: “we’re totally booked out”

Ich blicke zu Saskia herüber und mache ihr klar, dass wir hier wohl nicht die Nacht verbringen können.

In ihrem Gesicht macht sich das typische Entsetzen breit.

Ich scherze, und werfe ein, dass wir auch in der Besenkammer schlafen würden, oder draußen auf dem Rasen.

Irgendwie muss das dann doch ihr Herz erwärmt haben, uns aus dieser Not zu befreien.

Sie deutet an, wir mögen uns setzen. Nach einen Gespräch mit ihrem Chef steht dieser auch kurze Zeit vor uns und heißt uns herzlich in seinem Hotel willkommen.

Beiläufig fügt er hinzu, dass wir in seinem Gästezimmer schlafen dürfen. Perfekt!

Nach einem respektablen 3-Gänge-Menü wechseln wir in die Lobby und machen es uns in einer der drei Couchen bequem.

Auf dem Tisch liegen viele Bücher über afrikanische Kulturen, Bräuche und Stämme, die wir in den nächsten Minuten bestaunen. Aus Minuten werden bestimmt zwei Stunden.

Um den Tag komplett zu machen, unternehmen wir noch eine Wanderung zum Strand.

Auf Saskias Frage, ob es auf dem Wege Schlangen geben würde, erwidere ich nüchtern: “Nein – oder zumindest keine giftigen” (Laut Reiseführer). Was sich als folgenschwerer Fehler herausstellen sollte …

Bei Vollmond und berauschender Brandung geht ein weiterer Tag zu Ende.

http://www.oceanview.co.za/

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