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Südafrika – Tag 12 – Aufstieg auf den Tafelberg

 

Heute bezwingen wir den Tafelberg!

 

Nach dem Frühstück auf der Terrasse der Hotelanlage blicken wir in einen strahlend blauen Himmel. Heute wird es heiß, sehr heiß. Keine Schattenspendende Wolke am Himmel, und wir haben 1000 Höhenmeter vor uns.

 

Andreas Altman weiß vieles über Südafrika zu berichten. Unter anderem liest man, das Kapstadt (Cape Town) in schlechten Zeiten auch Rape-Town genannt wurde.

Das stimmt ein …

 

Kurz vor Antritt der Reise sah ich im ZDF einen Bericht über südafrikanische Banden rund um Kapstadt. Besonders einprägsam war eine Gang, die sich die „ugly americans“ nannte und in den vielen Townships rund um Kapstadt Angst und Schrecken bei der Bevölkerung verbreitet.

Die Sprache war auch von den „number gangs“ insbesondere den 88ern.

Doch die „ugly americans“ prägten sich insofern besonders fest ein, weil sie ein Merkmal haben, das sie sofort als Mitglieder entlarvt.

Wer jetzt an Tattoos oder besondere Kleidung denkt, der liegt völlig daneben. Ähnlich einigen indigenen Stämmen im Amazonasbecken sind es die Zähne.

Während einige der indigenen Stämme sich die Zähne spitz feilen, brechen sich die „ugly americans“ die Schneidezähne raus. Ein dummes Grinsen und man erkennt sofort, wer vor einem steht.

Warum ich das erwähne? Wir werden sie treffen …

 

Die Fahrt beginnt recht unspektakulär, als wir Somerset West verlassen. Eine zweispurige Straße führt uns in Richtung Kapstadt.

Vor uns fährt eine alte klapprige Kiste, die aus dem Auspuff qualmt. Wahrscheinlich würde sie bei uns nicht mehr zugelassen auf der Straße, sondern auf dem Schrott landen.

Der Weg führt uns vorbei an Wellblechhütten, die sich gekonnt hinter Straßenabsperrungen verbergen. Aber selbst die halten die Menschen nicht davon ab, über die Straße zu rennen.

Fußgängerbrücken, wie sie bei uns zum modernen Straßenbild gehören, sucht man hier vergebens.

Die Absperrung darf nicht als eine Hinderung oder Absperrung verstanden werden, wenn das die Intention gewesen wäre, hätte man eine Mauer ziehen können.

In Abständen von vielleicht 20 cm sitzen entlang der Straße eingerammt in den Boden verwinkelt gesetzte Alubleche.

Durch die Geschwindigkeit, die beim Vorbeifahren mit dem Auto erreicht wird, entsteht der Eindruck einer geschlossenen Wand.

Wenn man aber jetzt seinen Kopf auch nur leicht dreht, dann gelingt einem der Blick hindurch.

Wie die Tage zuvor spielt sich auch hier das Leben an der Straße ab. Die Schwarzen wirken wie aus der Stadt gekehrt. Ohne zu wissen, wie der Mietspiegel in Kapstadt angesetzt ist, bedarf es da nicht vielen Überlegungen, warum das so ist.

Es ist beklemmend. Wir entdecken Land und Leute und stellen dabei eindrucksvoll fest, dass das Gejammer bei uns auf ganz hohem Niveau ist.

 

Das Auto vor uns beginnt plötzlich zu schlingern, und von einer Sekunde auf die andere fliegt die Motorhaube im hohen Bogen über das Auto direkt auf uns zu.

Ich ahne schon das Schlimmste. Saskia aber fährt auch nur ohne eine Regung weiter, sie muss sich wohl bewusst gewesen sein, dass ein Ausweichmanöver bei Tempo 80 wenig erfolgversprechend gewesen wäre. Die Sekunden laufen wie in Zeitlupe an in mir vorbei.

 

Die Motorhaube kracht keine 50 cm vor uns in den Straßengraben.

Wir beiden lachen uns einen ab und sprechen beide aus, was wir denken: Glück gehabt.

Denn gegen so was sind wir nicht versichert, und der Typ in der Karre vor uns sicherlich auch nicht.

 

Freunde, wer an Zufälle glaubt, den möchte hier an dieser Stelle belehren. Denn das war´s noch nicht.

Während Saskia konzentriert dem Verlauf der Straße folgt, sehe ich mich um.

Von rechts naht sich ein eindrucksvoller Vogelschwarm. Ich mag Vögel, aber ich bin ich nicht in der Lage die Gattung auszumachen. Ein Ornithologe würde hier sicherlich helfen.

Ich würde sie einer neuen Gattung zuweisen … warum? Einfach weiter lesen.

Der Schwarm trennt sich. Ein kleiner Teil fliegt nun erstaunlich tief. Der Schwarm nährt sich wie im Sturzflug. Die sind lebensmüde, denke ich. Und rums!

Sekunden später kracht so ein Federvieh auf unsere Frontscheibe. Ich bilde mir ein das Geräusch von brechenden Knochen vernommen zu habe. Blut und Federn kleben an der Scheibe.

Saskia schmeißt den Scheibenwischer an und fegt die Reste von der Scheibe.

Sie blickt mich an, zuckt mit den Schultern, als wäre nichts gewesen.

Wieder Glück gehabt, denn die Frontscheibe fällt auch nicht in die Versicherung.

 

Bis zur Ankunft am Tafelberg verläuft dann alles ohne weitere Zwischenfälle.

 

Was für gewaltige Menschenmassen! Und das um diese Uhrzeit. Eine Schlange wartender Besucher an der Tafelbergbahn, die gute 500 m lang ist. Gut, dass wir wandern wollen.

 

Nachdem wir das Auto auf einem fragwürdigen „Parkplatz“ abgestellt haben, sind wir startklar. Das Auto steht halb im Straßengraben, da alles besetzt ist, und wir keinen Bock mehr haben, nochmals gute 40 min einen Parkplatz zu suchen.

 

Wie es scheint, sind wir die Einzigen, die den Tafelberg zu Fuß bezwingen wollen. Soll uns recht sein, denn es gibt nichts Schlimmeres, als nicht trittsichere Speckhälse, die meinen mal eben 1000 Höhenmeter bei 35 Grad im Schatten zu meistern.

Einzig vor uns ist eine bunt gemischte Gruppe aus England, mit denen wir kurz ins Gespräch kommen. So erfahren wir, dass es mehrere Möglichkeiten des Aufstiegs geben würde.

Der eine führt steil hinauf und ist technisch sehr anspruchsvoll. Der andere wiederum wäre der mit besten Aussichten und auch insgesamt der schönere, wenngleich längere Aufstieg.

Wir entscheiden uns für die längere Strecke. Im Rucksack lagern knappe 3 Liter Wasser und Bananen sowie ein paar Riegel zum Futtern.

 

Der zu Anfang steile Aufstieg unterhalb der Seile der Bergbahn über wackelige Steine wechselt kurz darauf auf einen gemächlichen Anstieg und führt uns parallel am Tafelberg Massiv vorbei.

Überall blüht es. Farblich wird man regelrecht erschlagen. Botaniker hätte hier ihre Freude. Man schätzt, dass über 1400 verschiedene Pflanzen der Capensis, darunter Disas und Proteas hier zu finden sind.

Auch in der Tierwelt gibt es einiges zu entdecken. Baboons und Bergziegen findet man hier.

Auch Rock Dassies, deren nächstliegende Verwandte die Elefanten sind.

Wir sehen leider kein einziges Tier.

 

Der Ausblick ist schon von hier traumhaft schön, wenngleich etwas diesig, da der Stand der Sonne nicht optimal ist.

Der Lion’s Head und der Signal Hill liegen zu unseren Füßen. Auch Robben Island ist in der Ferne zu erkennen.

 

Schon auf halber Strecke neigt sich unser Wasser dem Ende, und der Körper scheint zu dehydrieren.

Allerdings haben wir auch hier Glück, denn an diesem Tag findet am Tafelberg der Red Bull Race statt. Ein paar Wahnsinnige rennen den Tafelberg rauf – und wieder runter.

 

Gut für uns, denn so können wir an jeder Station für lau Red Bull süffeln, wenngleich suboptimal als Getränk, aber auch besser als gar nichts.

 

Auffallend ist aber, dass überall Kondome rumliegen. Die Jugend scheint hier oben Spaß zu haben, oder auch die Freier mit ihren Nutten, wer weiß das schon.

Gerade als wir mal wirklich völlig alleine für uns sind, stürmt eine Truppe junger Schwarzer den Weg zu uns hinunter, mein Blut gefriert in diesen Minuten, und mein Puls schnellt in die Höhe.

Das äußere Erscheinungsbild ist alles andere als vertrauenerweckend. Aber egal, Äußerlichkeiten sagen ja nichts aus, denke ich mir.

Nach und nach füllt sich die Gruppe. Sie grüßen freundlich und dabei entdecke ich ein Merkmal, welches mich schockt, alle haben keine Schneidezähne mehr.

Innerlich nahe dem Verfall, grinse ich zurück und mache „shake hands“ und laufe mit Saskia einfach weiter. Nichts passiert.

Ob es nun „ugly americans“ waren oder nicht, ist weniger wichtig, vielmehr zeigt es einmal mehr ganz deutlich, dass wir hier fremd sind. Fernsehen und Internet, oder auch Berichte in Zeitungen können nur sensibilisieren, aber nicht schützen.

 

Der letzte Abschnitt führt uns steil hinauf. Sehr steil. Der Anstieg geht über gut einen Meter hohe, in den Berg gesetzte Stufen, die einem alles abverlangen.

Keilförmig nach oben eingeengt, präsentiert sich uns das Ende des Anstieges, das aber noch in weiter Ferne liegt.

Zugute kommt uns, dass das letzte Stück schön im Schatten liegt. Hier sind daher auch wieder erträgliche Temperaturen.

 

Auf dem Plateau angekommen offenbart sich uns ein 360-Grad-Rundumblick. Ich wandere noch ein wenig umher, und laufe die Wanderwege ab, die hier oben angelegt sind, während sich Saskia in der Sonne aalt.

 

Beim nächsten Mal würde ich den Tafelberg zu einer anderen Uhrzeit besteigen, aber nur, weil ich dann ein besseres Licht zum Fotografieren hätte.

Insgesamt waren wir fünf Stunden unterwegs. Gerechnet mit Aufstieg und dem Erkunden.

 

Zurück nehmen wir die Bahn. Die Gondeln drehen sich während der Ab-und Auffahrt um 360 Grad, womit es egal ist, wo man steht.

Keine 10 Minuten später sind wir wieder da, wo wir um 11:30 gestartet sind.

 

Die Rückfahrt läuft ohne Zwischenfälle 🙂

 

Abends im Hotel funktioniert die Toilette nicht. Shit, im wahrsten Sinne des Wortes.

In meinem Dictionary findet sich zu allem Übel keine Übersetzung für verstopft.

 

Draußen spreche ich Peter an, ein Bure. Cooler Typ, klein und stämmig, blonde wellige Haare und Drei-Tage-Bart sowie Bermudashorts und Wanderstiefel. Ich habe meine auch noch an.

Bevor wir auf mein Problem zu sprechen kommen, erzähle ich ihm auf seine Nachfrage, was wir denn heute gemacht hätten, dass wir auf dem Tafelberg waren. Er findet das: „Yeah, cool“

Er erzählt mir, dass er Jahre zuvor im Busch als Ranger gearbeitet hat, das aber nicht mehr kann. Ein halbes Jahr abseits der Zivilisation geht auf Dauer an die Birne, meint er.

Von ihm erfahre ich, was man Busch alles rauchen und essen kann, um high zu werden. Und vieles mehr …

 

Als ich ihm versuche mein Problem zu erklären, muss er lachen. Die Lösung ist so einfach. Verstopft hat er nämlich sofort verstanden. Ich hätte wohl nur „verstoopt“ aussprechen müssen, und alle hätten es verstanden.

 

Kurz vor 18.00 Uhr … Zeit was zu essen 😉

 

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