Marokko 2011

Marokko – Tag 6 – Abreise

Da ist er nun, der Tag, von dem wir wussten, dass er kommen würde. Der Tag der Abreise. Der Tag des Abschieds.

Das letzte Frühstück auf dem afrikanischen Kontinent. Im Hinterkopf haben wir noch immer Achmet, den österreichischen Araber, den wir noch kurz auf einen Tee besuchen wollen. Inzwischen kennt man uns schon. Im Umkreis der Pension Sekaya labert man unser weniger an, man lässt uns einfach ziehen. Einzig im Inneren der Geschäfte hofft man nach wie vor, dass wir kaufsüchtige Touristen sind, mit denen sich vielleicht was verdienen lässt.

Nach dem Frühstück machen wir uns ein letztes Mal auf in die Medina und die magischen Souks. Wir wollen noch ein paar mehr Portraits, Farben und Formen des marokkanischen Lebens einfangen. Dazu nutzen wir beide lichtstarke Festbrennweiten. Jens hat das 50 mm auf seinem Body und ich das 85 mm. Auf dem Rückweg wollen wir dann tauschen. Der Einsatz dieser beiden Objektive spricht für sich. Uns beiden wird aber bewusst, dass wir mit unseren großen Kameras im Hintertreffen sind. Ebenso von Nachteil ist die Tatsache, dass wir Männer sind. Viele Frauen mit ihren kleinen Kameras portraitieren die Marokkaner ohne Probleme. Selbst mit Nachfragen ist es uns kaum möglich, ein Foto zu bekommen. An den üppigen farbenfrohen Verkaufsständen dürfen wir fotografieren ‒ aber ohne, dass Verkäufer(innen) mit im Bild sind.
Meine miserablen Französisch- und Arabischkenntnisse helfen kaum weiter. Eines weiß ich aber: wenn ich das nächste Mal hier bin, dann will ich das besser können. Ist man erst einmal im Gespräch, dann geht alles seinen Weg. Bei denen, die Englisch können, findet man schnell Zugang; bei allen anderen ist es Glück ‒ oder man hat zur rechten Zeit den richtigen Ausdruck in den Augen.
Achmet besuchen wir aus Zeitgründen nicht mehr. Leider!

Nach einem letzten Rundgang und ein paar Souvenirs sind wir um 12 Uhr an der Pension und machen uns an Packen. Mit Bedacht etwas früher, denn es gilt, intelligent Gewicht zu reduzieren ‒ was nicht leicht fällt. Ganze zwei Kilo müssen wir umverteilen. Eine Stunde später ist auch das erledigt.

Am letzten Tag stelle ich dann fest, dass das offene W-LAN der Pension Sekaya zu finden ist, wenn man das Telefon auf Arabisch/Marokkanisch umstellt…
Und der erste Schock kommt gleich. Ich lese, dass Steve Jobs tot ist. Das trifft mich hart.

Die letzte Stunde verbringen wir unten. Wir bezahlen noch unsere offene Rechnung. Wenig später kommt das Taxi, welches uns wie vereinbart zum Flughafen bringen soll.

Beim Verlassen der Pension treffen wir noch Zakarias. Wir sichern ihm ein paar Bilder seiner Pension zu, die wir gemacht haben.

Der Taxifahrer kennen wir: es ist der Typ mit dem manisch depressiven Gesicht. Auf dem Weg zum Airport telefoniert er laufend mit seinem Boss. Den habe ich wenig später selbst an der Strippe. Er quatscht mich voll, wir sollen nochmals für das Taxi bezahlen ‒ mit dem Argument, es wären 150 € ausgemacht gewesen und nicht 1500 Dirham. Wenn man also das Ganze umrechnet, dann wäre das Geld für die Taxifahrt nicht enthalten.

Ich bin versucht ein „Fuck You“ über die Lippen zu bringen, beherrsche mich dann aber und lege einfach auf. Gebe dem Fahrer das Handy, und betone, dass alles ok sei….

Ist es natürlich nicht. Das Spiel geht noch zweimal so. Er stellt die Forderung. Und ich lege auf. Beim letzten Anruf werde ich dann ein wenig lauter, mit dem Erfolg, dass wir bis zum Flughafen unsere Ruhe haben. Dort angekommen, ruft die Nervensäge wieder an…

Dann habe ich die Faxen dicke und bitte den Fahrer in der Pension Sekaya anzurufen. Ich schildere Zakarias den Vorfall, dieser sagt, dass wir uns keinen Stress machen sollen. Ich gebe das Handy weiter an den Taxifahrer und verabschiede mich zugleich. Damit ist die Sache erledigt, und wir zwei sind wenig später im Flughafen.

Wir landen bei 3 Grad plus in Frankfurt Hahn und sind nach einer kurzen Passkontrolle am Auto. Ein leichter Hunger leitet uns um 2:20 in den McDonald’s ‒ das erste Gefühl von Heimat. Die Reise endet um 3 Uhr nachts …

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