Gran Canaria

Gran Canaria – Tag 12 – Heimreise….

Inzwischen sind wir den 12. Tag auf der Insel – von ursprünglich geplanten sieben.

Dank meines Arbeitgebers kann ich auch diesen letzen Tag in Ruhe verbringen.

DANKE!

Um kurz vor 11 Uhr erreichte uns ein Anruf von Alltours: „Hallo, Herr Schober, wollen Sie heute nach Hause fliegen?”

Im ersten Augenblick wusste ich keine rechte Antwort, außer einem trockenen: “Ich muss.”

Nach ein paar weiteren Minuten ist alles geklärt. Abflug ist um 16:20 Uhr.
Das Ziel heißt Frankfurt Main.

Ein wenig wehleidig packen wir ein letztes Mal alles zusammen. Ich denke: Das war’s nun wirklich!

Um 11 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Rezeption, um die Schlüsselkarte neu codieren zu lassen. Eine kleine Schlange lässt mich ahnen, dass wir entweder neue Gäste im Hotel haben – oder noch einige bleiben müssen.

Nur in Badehose, mit Handtuch und Etienne, der auf den Schultern sitzt, warte ich geduldig. Gedanklich bin ich gerade ganz woanders.

Mein Traumblase zerplatzt plötzlich, als mich ein stechender Schmerz vom rechten Wadenbein erreicht. Ich möchte schreien. Der Schrei erstickt.

Mein Blick wandert nach rechts. Ein älterer, graumelierter Herr donnert ohne Rücksicht auf Verluste an mir vorbei. In diesem Moment realisiere ich, das der gute Mann mir voller Wucht seinen Wagen in das Wadenbein gerammt hat. Während ich noch versuche, den Schmerz zu ignorieren, zieht der Mann mit einem dummen Grinsen an mir vorbei.
Da ich gut erholt bin, erspare ich mir weitere Schritte …

Nun stehe ich etwas hilflos da und sehe zu, wie das Blut aus der klaffenden Wunde quillt und sich einen Weg in Richtung Knöchel bahnt.

Nachdem auch das Neucodieren der Schlüsselkarte erledigt ist, beginnen die letzten Stunden auf der Insel.

Dank Carlos, dem Rezeptionisten, dürfen wir noch bis 14Uhr auf dem Zimmer bleiben. Die gepackten Koffer stehen nun in Sicherheit im Bungalow. Saskia nutzt die Zeit, um sich noch ein wenig zu sonnen, während ich mit Etienne im Pool herumalbere.

Um 13:50 Uhr finden wir uns im Rezeptionsbereich ein und warten auf den Bus. Um 14.20 Uhr warten wir noch immer. Meine innere Ruhe verliert langsam, aber stetig an Kraft. Nach einem weiteren Telefonat erfahre ich, dass der Bus auf dem Wege wäre, aber länger bräuchte, da er aus “Mogán” kommen würde. Nach ein paar weiteren Minuten steht er dann plötzlich vor der Tür.

OK – die erste Hürde ist genommen. Die innere Ruhe kommt zurück.

Der Bus parkt vor dem Airport. Alles wirkt unscheinbar, beinahe verdächtig ruhig. Die Alltours Reiseleitung bittet all die, die einen früheren Abflugtermin hatten, sich bei ihr zu melden. Saskia übernimmt diesen Part, während Etienne und ich die Koffer im Auge behalten.

Im Inneren des Flughafens bietet sich uns ein ganz anderes Bild. Menschmassen, soweit das Auge reicht.

Von den über 50! Flugschaltern ist keiner geschlossen. Warteschlangen so weit die Augen reichen. Mein Blick schweift zuerst nach rechts. Zielstrebig bewege ich das Gepäck an den nächstbesten Condor Flugschalter. Während ich hier darauf warte, dass wir einchecken können, ist Saskia mit Etienne am Condor Infoschalter.

Wir erhoffen uns von dort eine Auskunft drüber, was mit unseren veralteten Flugtickets passiert. Während ich so warte, höre ich Etienne lautstark lachen – und sehe, wie Saskia ihm hinterherrennt. Kurze Zeit späte steht sie leicht entnervt neben mir und übergibt mir den Jungen, weil dieser immer ausbüchst. Somit darf Sie sich erneut anstellen.

Da stehe ich also. Mit drei Taschen, meinem kiloschweren Kamerarucksack und dem Kleinen zwischen einer Masse von Menschen und sehne mich jetzt schon nach einem sicheren Platz im Flugzeug. Am Condor Infoschalter hat niemand eine Ahnung. Also weiter warten. Noch ist offen, wie das alles ausgeht.

Vor uns wartet ein älteres dänisches Ehepaar, die erst nach Frankfurt fliegen und von dort aus dann weiter wollen. Die Beiden sind angenehm entspannt. Während wir ein wenig plaudern, unterhält unser Sohn die Leute um mich herum.

Jetzt sind nur noch die Dänen vor uns. Da tritt eine der Damen vom Flugschalter plötzlich nach vorn. Sie stellt sich gut sichtbar zwischen die beiden Flugschalter und bittet alle Fluggäste mit dem Flugziel Frankfurt, nach vorne zu kommen.

Wie aus dem Nichts entspringen der Menge fluchtartig, wie von der Tarantel gestochen, einige Leute aus ihrer Warteposition in den hinteren Reihen. Sie versuchen, sich nun vor uns einzureihen. Mit einem energischen, lautstarken “Stopp” schiebe ich mich in die “Poleposition”.

Schier endlos lang scheinen die Minuten zu vergehen, bis wir endlich die neuen Tickets in der Hand halten. Nun fehlen nur noch die Personenkontrolle und das Durchleuchten des Handgepäcks.

Um die Menschenmassen zu bändigen, ist der Weg in Richtung “Gates” angelegt wie ein Irrgarten. Wie eine Schaar Ameisen bewegen wir uns in Tippelschritten zum nächsten Ziel.

Auf einem aus Tischen errichteten Rechteck stehen Hunderte von Plastikschalen. Jeder Passagier enthält eine entsprechende Schale und läuft mit dieser in Richtung Security Checkpoint. Hier entledigen wir uns des Inhalts unserer Hosentaschen und übergeben alles zusammen mit den Rucksäcken der Röntgenmaschine.

Die Flughafenmitarbeiter sind sehr zuvorkommend und freundlich. Von dem Stress, der sicherlich durch jede Zelle ihres Körpers strömt, ist nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. Ich biete meine Muffins an – und gemeinsam lachen wir herzhaft.

Das Einchecken ist eine Sache von Minuten.

Als ich endlich im Flugzeug sitze, fühle ich mich angenehm entspannt und erleichtert.

Der Rückflug ist etwas besonders. Die komplette Crew besteht nur aus Männern. Das hatten wir noch nie.

Terminiert für den Abflug war 16:20 Uhr. Gestartet sind wir dann ca 17:00 Uhr.

Die nächsten Stunden begegnen wir ständig Flugzeugen, die unsere Route queren. Es ist ein imposantes Schauspiel, wenn sich die Kondensstreifen kreuzen und nach kurzer Zeit in nichts auflösen.

Die Wolkenformationen bilden in der untergehenden Sonne ein unglaubliches Farbenspiel. Die Sonne wärmt mein Gesicht und ich will noch gar nicht so recht glauben, dass der Urlaub wirklich schon zu Ende ist.

Ein Highlight ist der Flug über das Montblanc-Massiv. Die Alpen sehen von hier oben im Abendlicht fantastisch aus. Der Schnee und die Gletscherhänge leuchten in einem satten tiefen orange-rot.

Ein Schauspiel, das ich nie beobachten konnte: Die untergehende Sonne beleuchtet die Wolken von oben. Ergriffen von dem Farbenspiel verfliegt die Zeit. Etienne schaut gemeinsam mit mir aus dem Fenster.
Für ihn muss das wohl alles noch unfassbar sein.

Bei der Kofferausgabe in Frankfurt schlägt “Murphys Law” wieder zu – denn wir sind mit die Letzten, die ihre Koffer auf den Trolly laden. Beim Warten stelle ich fest, dass das Band genau 2.03 Minuten für eine Rotation braucht. Dabei ist mir nicht aufgefallen, dass eine schwarze Adidas Tasche 17 Mal meine Augen passierte. Es war unsere Tasche. Ich war wohl noch nicht wirklich angekommen …

Ein gebrechlicher alter Mann scheitert kurze Zeit später bei dem Versuch, seinen Koffer vom Band zu heben. Als der Koffer seiner Hand entgleitet, will ein anderer ebenfalls älterer Herr ihm zu Hilfe eilen. Der Erste will seinen körperlichen Verfall wohl nicht so recht wahrhaben und greift nun erneut nach. Nun ziehen beide an dem Koffer. Der Gesichtsausdruck des Besitzers sieht alles andere als entspannt aus. HALLO DEUTSCHLAND!!

Am Meeting Point werden wir sehnlichst erwartet, denn die anderen Fahrgäste warten im Shuttle, das uns nach Hause bringen sollte, schon seit drei Stunden.

Sie waren eine Maschine früher von den Kanaren gekommen und in Köln gelandet. Per Bus kamen sie hierher nach Frankfurt. Warum sie nicht mit dem Zug nach Hause gefahren sind, erschließt sich mir nicht.

Den gewünschten, und zuvor telefonisch zugesicherten, Kindersitz finden wir wieder nicht vor …

Ich verbringe den Rest der Fahrt damit, den Anschnallgurt von Etiennes Hals fernzuhalten …Eine Arbeit, die mir einiges abverlangt.

Um 0:15 Uhr sind wir dann zu Hause. Schon bald wird der Alltag beginnen …

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