Hallo,
Am heutigen Tage ging es von Colpan nach Doğubayazıt -und von dort dann zu Fuss auf 3200 Meter Höhe in das Basislager.
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Tag 4 – Aufstieg ins Basislager
Der Morgen ist kaum auszumachen, als ich erwache. Es ist beinahe noch stockdunkel. Die Nacht war wieder enorm stürmisch und regnerisch. Diesmal hatte ich aber vorgesorgt. Alles war an seinem Platz. Stirnlampe und Oropax haben mir erneut zu einer ruhigen Nacht verholfen. Ja, auch ich bin lernfähig….Nach dem obligatorischen Frühstück unserer Gruppe sitzen wir dann kurze Zeit später im Bus. Mit dem Ziel Doğubeyazıt, einer Stadt am Fuße des Ararat.
Sie liegt nahe der iranischen Grenze, im äußersten Osten der Türkei, in einer weiten Grasebene auf einer Höhe von 1.950 m ü. N.N.
Unsere Fahrt führt lange Zeit, wie gewohnt, entlang des Vansees. Dann fahren wir in eine Hochebene, die erstaunlich grün ist. Nach einer Grenzkontrolle passieren wir den 1.650 m hohen Pamukgedigi-Gecidi-Pass. Von dort aus haben wir den ersten Blick auf den Ararat. Leider ist er völlig wolkenverhangen. Und dank der Mittagssonne
auch noch von einem Dunstschleier verhüllt.
Trotzdem machen wir einen Stopp und bestaunen den erloschenen Vulkan – und wir erfassen das erste Mal seine Dimension, bekommen einen Eindruck von seiner und Größe und seiner Form.
In Doğubeyazıt angekommen, wechseln wir unseren Bus. Das Gepäck wird nun auf das Dach verladen und festgeschnürt. Der „neue“ Bus ist ein echtes Unikat. In Deutschland wäre er sicherlich nicht mehr für die Straße zugelassen. Die Frontscheibe durchzieht in der kompletten Diagonale ein Riss von rechts nach links. Das Armaturenbrett schmückt ein nicht mehr ganz neuer Teppich. Den Rückspiegel ziert das Bild einer jungen Frau.
Im Inneren des Busses riecht es nach Diesel. Alles in allem: Ein kultiges Klappergestell.
Unsere Ankunft hat sich schnell herumgesprochen. Noch während das Gepäck verladen wird, versammelt sich um uns eine Schar junger Burschen.
Die stellen Fragen, wie: „What‘s your name? “; „What’s your job?; „Where do you come from“. Die werden von Benny und mir gerne beantwortet – und die Jungs erlauben uns als Dank dafür, dass wir mit ihnen reden, eine Foto-Session. Sie präsentieren ihre Schuhputzutensilien und führen diese auch vor. Benny und ich lachen mit Jungs um die Wette – und ich habe gute Bilder im Kasten J
Eine gute Stunde später verlassen wir Doğubeyazıt. Wir fahren noch zehn Minuten auf einer Landstrasse und biegen dann rechts auf einen Feldweg ab. Dieser führt in langen, also wenig kurvenreichen Serpentinen in Richtung Ararat, der nun immer näher kommt. Als die Steigung zuviel wird für den klapprigen Bus, müssen wir aussteigen. Jeder packt mit an. Da Gefährt wird beinahe den Berg hochgeschoben. Was ein für ein Kampf. Und was für eine Freunde. Bei gefühlten 40 Grad. Denn die Sonne hat in diesen Minuten ihre volle Kraft entfaltet.
Nach 50 Metern Schieben, kommt der Bus wieder in Fahrt. Wir steigen allerdings nicht mehr zu, denn die restlichen 500 Meter schaffen wir auch so.
Als wir beim Bus ankommen, wird unser Gepäck erstmals von neuzeitlichen Transportmitteln auf solche umgeladen, die sich hier seit Tausenden von Jahren bewährt haben. Auf Mulis. Treu schauen sie uns an.
Bei dem Gedanken, dass die armen Tiere das alles tragen dürfen, was nun verladen wird, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
Mal abgesehen von meinem knapp 20 Kilo schweren Rucksack – die Last summiert sich. Denn wir sind ja neun in der Gruppe. Dazu kommen: Alu-Tische und Stühle, geschätzte 200 Liter Wasser, Zelte, Isomatten, Verpflegung und Kleinzeug. Die Last verteilt sich auf etwa zehn Tiere.
Während die Mulis beladen werden, setzt sich unsere Gruppe in der Hitze langsam in Bewegung.
Ich habe fünf Liter Wasser bei mir, die ich jetzt aufs Heftigste verfluche. Ich süffel zwei Liter in der ersten Stunde – danach fühlt es sich besser an.
Der Weg führt steil nach oben. Mal grasig, mal durch Matsch vom Schmelzwasser. Gelegentlich ist es jedoch sehr trocken. Überall, wo das Wasser ankommt, ist es grün.
Bei einer kleinen Pause besuchen uns kurdische Nomadenkinder und versuchen ihre Waren zu verkaufen. Es gibt Selbstgenähtes oder Gestricktes oder neuzeitlichen Ramsch, den man auf allen Basaren finden kann.
Benny kauft etwas für die Oma, Otto ein Tuch für den Kopf und Steffen Babysocken für seinen Nachwachs.
Die Kinder sind hier so scharf auf Schokolade, wie bei uns die Kids auf eine Playstation. Ich mache mir so meine Gedanken…..
Ich bekomme frische Milch angeboten, lehne aber dankend ab. Es ist Unwissenheit. Denn es ist wirklich frische Milch. Währenddessen trinkt ein etwa neunjähriger Junge mit braunen vertraulichen Knopfaugen fast meine Flasche Wasser aus.
Alle aus der Gruppe verteilen nun ihre Schokolade oder Teile ihres Lunchpaketes.
Die Kinder verabschieden sich und entschwinden in den Weiten der vor uns liegenden Landschaft.
Der Weg wird nun immer steiler. Die Gruppe schiebt sich langsam wie eine alte Dampflok schnaufend hinauf. Ich laufe heute das erste Mal mit meinen Teleskopstöcken und bin überrascht, wie hilfreich diese doch sind.
Ich atme sehr bewusst und mit tiefen Zügen. Jeder Atemzug pumpt das Maximum an Sauerstoff in meine Lungen. Ich fühle mich überragend. Ein Umstand, der mich förmlich beflügelt.
Unsere Gruppe ist jetzt knapp unterhalb des Basislagers auf 3.100 Metern. Der Weg führt jetzt über Geröll steil den Berg hinauf. Mannsgroße Felsen erfordern äußerste Konzentration beim Übersteigen, damit man nicht in die Spalten zwischen ihnen rutscht.
Am Basislager angekommen, stockt uns fast der Atem: Es ist ein fantastischer Rundumblick: Hinter uns der Ararat, der jetzt seinen schneebedeckten Gipfel zeigt. Und vor uns die unendlich wirkende Weite der Hochebene.
Es ist ein erhebendes Gefühl, hier zu sein. Ich fühle mich in diesem Moment mit dem Berg verbunden. Ein magischer Bund aus Achtung und Respekt.
Nachdem wir unser Zelt bezogen haben, ist es 15 Uhr. Es ist in 3.200 Metern Höhe noch höllisch warm. Wir entledigen uns unserer Socken und nehmen barfuß am Tisch Platz. Es gibt heißen Tee, Käse, Kekse, Kuchen und Trockenobst. Eine wundervolle Mischung, die Kraft spendet.
Wir genießen alle das traumhafte Wetter und freuen, uns hier zu sein. Nach dem Abendessen erlebt unsere Gruppe einen Sonnenuntergang vor einer phantastischen Kulisse.
Die Untergehende Sonne durchbricht die Wolken und taucht das Bergmassiv in ein fast überirdisches Licht. Im unter uns liegenden, graufarbenen Tal der Hochebene wird mit jedem Meter, den die Sonne sinkt, das Grün intensiver.
Ein Natur-Schauspiel, so schön, dass ich es nie vergessen werde.
Der Abend endet mit einen langem Gespräch unserer Gruppe im Kochzelt. Draußen können wir nicht mehr sitzen, denn es regnet wieder aus Eimern.
Heute werde ich das erste Mal in meinem Schlafsack nächtigen. Ich bin gespannt.
Gruß
Vadim
Hallo,
Schade, dass es so windig war, dass man kaum was verstehen kann.
VG,
Irfan