Die Nacht war eigentümlich. Wieder ein neues Zimmer. Alles steht wieder woanders. Das Bad ist nicht da, wo man es vermutet hätte. Stattdessen rammele ich mir den Fuß an einem Regal, welches gar nicht da sein sollte. Schmerzen …
Während ich mich so durch das Dunkel der Nacht taste, wird mir bewusst, dass der Tag heutige anders werden wird, als die letzten Tage, für uns beide.
Saskia muss nicht fahren, und ich muss in keine Karte sehen, oder eine Reiseroute planen.
Ein paar Stunden später sitzen wir in der Veranda von XX und genießen unser erstes Frühstück in Port Alfred. Es gibt Eier, Speck, frische Tomaten und Gurken aus dem Garten und einen ungewohnt schmeckenden Kaffee.
Als dann kurze Zeit später Inge und Horst eintreffen, geht es auch gleich los.
Die Fahrt nach Grahamstown führt uns an einer der größten Ananasplantagen Südafrikas vorbei.
Die Landschaft ist grandios im Weitblick, und der Himmel strahlend blau.
Unser erster Stopp ist eine traumhafte, kleine weiße Kirche mit einem Friedhof gleich neben dem Straßenrand.
Auf den Gräbern sonnen sich die Echsen, und die Schmetterlinge flattern von Blume zu Blume.
Ein leichter Wind macht die sengende Sonne erträglich.
Die Gräber sind mal eingezäunt, dann mal wieder nur ein Grabstein, der über einem aus Steinen abgegrenzten Bereich seinen Platz findet.
Ein riesiger, Schatten spendender Baum mit einer Sitzbank komplettiert die Idylle.
Im Inneren der Kirche finden sich braune Sitzbänke mit einem grünen Lederbezug, und im Hauptgang liegt ein grüner makelloser Teppich.
Der Stand der Sonne zaubert ein traumhaftes Licht und lässt alle Farben erleuchten.
In Grahamstown angekommen, bieten sich wie gewohnt die ersten Schwarzen an, auf den T3 aufzupassen.
Wir besichtigen die St. Michael and St. George Kathedrale sowie die Universität, auf der auch Nelson Mandela studierte.
Grahamstown kann, obwohl die Stadt nicht sonderlich groß ist, mit fast 60 Kirchen unterschiedlichster Glaubensrichtungen aufwarten.
Dominierend ist jedoch die anglikanische Kathedrale mit ihrem 53 m hohen Turm – so kam Grahamstown zu seinem Spitznamen: Stadt der Heiligen.
All das findet man in einem Radius von 500 m rund um die High Street.
Das Stadtbild ist geprägt von georgianischen und viktorianischen Häusern.
Faszinierend ist ein Laden, welcher sich durch eine ganz besondere Eigenart von allen anderen Geschäften in Grahamstown absetzt.
Der Laden ist mittig durch sechs parallel zulaufende Säulen getrennt. Weiße Holzdecken reflektieren das Halogenlicht auf das Sortiment, das zum großen Teil aus Stoffen, Mützen und Hosen aller bekannten Marken besteht.
In gut zwei Metern Höhe sind im ganzen Geschäft Doppel-Schnüre gespannt, die kreuz und quer verlaufen. Alle fünf Meter ragt von der Decke ein Stab herab, der die Schnüre auf Spannung hält.
Aber wozu nun das Ganze?
Die Schnüre sind ein Transportsystem, das komplett durch den Laden führt.
Will nun einer von den Angestellten eine Hose aus der rechten Ecke haben, er selbst aber ist in der linken hinteren Ecke, dann kann er sich die Hose „schicken“ lassen.
Das Prinzip ist so simpel wie genial.
Die Hose wird an einer Klammer befestigt, die wiederum an der Schnur hängt, und in eine Art Katapult eingehängt.
Einmal auf Spannung gebracht, bedarf es nur noch dem auslösen, und schon saust die Hose quer durch den Laden in die gewünschte Ecke.
Die Stäbe an der Decke dienen dabei auch als Umlenkstationen.
Ein tolles Show-Spiel, das wir dort beobachten dürfen. Leider ist es normalerweise nicht mehr in Gebrauch; somit freut es uns umso mehr, dass wir noch einmal eine Vorführung bekommen.
Grahamstown hat Charme ‒ ohne Frage. Überall blüht es in allen Farben, und wir genießen den Tag und saugen alle neuen Eindrücke auf.
Auf dem Rückweg nach Port Alfred sehen wir die ersten großen Wildbestände hinter einem Zaun grasen. Ein kleiner Vorgeschmack auf den Addo Park, den wir morgen besuchen wollen.
In Port Alfred besichtigen wir am frühen Abend noch die Mündung des Kowie River, der das ehemalige Fischerdorf in zwei Hälften teil, sowie den imposanten Jachthafen.
Der Sandstrand scheint endlos. Die untergehende Sonne verpasst der Szene ein passendes Licht, und wir beide wissen, dass wir den letzten Abend hier verbringen werden.
Bei einem fulminanten Abendessen endet ein traumhafter Tag unter der Führung von Inge und Horst. DANKE !!!!