Am Frühstückstisch sitzen alle zusammen, die in dem B&B gastieren, und wir klönen, was das Zeug hält.
Burga ist mitten unter uns, und so erfahren wir, dass sie in den frühen 90er Jahren von Potsdam nach Oudtshoorn kam, um hier eine Straußenfarm zu gründen.
Nach dem Bruch ihrer Ehe hat sie wohl alles verkauft und betreibt nun mit ihrem Freund dieses B&B.
Danke Burga, war klasse bei Dir!:)
Und dann heißt es schon wieder aufbrechen, denn wir wollen heute noch so einiges an Kilometern machen und vor allem die Cango Caves bestaunen.
Schon am frühen Morgen haben wir fast 25 Grad. Ein Glück, dass die Karre über eine funktionierende Klimaanlage verfügt.
Um halb neun sind wir am Parkplatz und sind erstaunt über die gigantischen Parkplatzmöglichkeiten, besonders für Busse.
Um uns herum erstrecken sich die Swartberge und im Norden die Outeniqua-Berge.
Die Gebirgskette der Swartberge trennt die große von der kleinen Karoo, eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas nördlich der Großen Randstufe, einem Steilabfall der das Binnenhochland gegen die Küstenebenen zum Atlantischen und Indischen Ozean abgrenzt.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts blühende Straußenindustrie hat hier einige „Federnpaläste“ der „Straußenbarone“ hinterlassen, die wir uns auch ansehen wollen, ebenso eine Straußenfarm.
Den einen oder anderen Bergpass werden wir heute noch befahren, so zumindest die Planung.
Wir sind froh, so früh hier zu sein. Nicht auszumalen, wie voll es hier sein würde, wenn wir um 12 Uhr hier wären. Schon jetzt sammeln sich gut 30 Leute vor dem Eingang in das Höhlensystem.
Die meisten Touristen sind mit Poloshirt und kurzer Hose bekleidet, keiner scheint so recht zu ahnen, wie kalt es in so einer Höhle werden kann. Wir beide sind da besser vorbereitet.
Wir entscheiden uns für die 60 minutige Führung durch das Höhlensystem. Wer keine Klaustrophobie hat, der kann sich auch für die Adventure Tour entscheiden.
Wäre was für mich, aber ich bin ja nicht alleine hier und entscheide solidarisch.
Der Einstieg in das Höhlensystem beginnt mit dem Durchschreiten eines massiven Gesteinsmassivs, das beinahe hereingemeißelt wirkt.
Anschließend führt eine Treppe steil hinab in die erste gigantische Höhlenkammer.
In diesen Minuten bereue ich zutiefst, kein Stativ zu besitzen. Also ISO rauf und hoffen, dass ich keine Verwackler hinlege.
Die meisten Bilder entstehen durch ISO 800 aus der Hand und teils durch Auflegen der Kamera.
Die Dimensionen sind gewaltig. Die erste und zugleich größte Kammer misst mim Länge, mim Breite und mim Höhe.
Die Tropfsteinformationen beeindrucken durch Form, Farbe, Größe sowie durch die Art der Beleuchtung, die exzellent gelungen ist.
Entlang des Weges sind in den Boden alle paar Meter üppig dimensionierte Lampen eingelassen, die die Höhle ausleuchten, ohne dabei zu stören. Das Licht wird durch einen Mitarbeiter beim Betreten der drei Abschnitte angeschaltet, und beim Verlassen wieder ausgeschaltet.
Die Tropfsteinformationen winden sich geschwulstartig von der Decke herab. Manche sehen aus wie überdimensionierte Würste, andere wieder wie Eiszapfen oder auch fossile Fundstücke von Dinosaurierknochen aus. Auch wirken sie zum Teil wie komprimierte versteinerte Wasserfälle.
Die Decke sieht von unten betrachtet, wenn man sich die kleineren und geologisch entsprechenden älteren Tropfsteine ansieht, aus wie Wespennester. Auf dem Boden finden sich Steine, die aussehen wie riesige Stücke von einem Brokkoli.
Ich bin versucht, in jede der Formationen etwas hineinzudeuten.
Die Farben wechseln von braun über weiß und teils auch zu grün bemoosten Stellen.
Alles sieht tauch teils schaurig organisch aus. HR Giger hätte hier sicherlich seine Freude.
Auf dem Rückweg fahren wir noch zum Rust-en-Vrede Waterfall.
Der Aufstieg hinauf zum Wasserfall führt uns an moosigen zerklüfteten Felswänden vorbei. Künstlich angelegte Steintreppen führen entlang der Felswand. Wilde Sträucher und Bäume neben den Treppen hüllen den Aufstieg in einen Tunnel aus Vegetation. Die aufkommende Sonne am Firmament dringt mit ihren Strahlen durch das Gestrüpp und erweckt es zum Leben. Überall leuchten die Farben, ein leichter Wind kühlt und hält alles sanft in Bewegung.
Teilstücke des Weges führen über einen Bach, welcher durch den Wasserfall gespeist wird. Eine wackelige Brückenkonstruktion führt uns wechselseitig links nach rechts vom Bach nach oben. Unter uns immer das Getöse des Wassers. Alle hundert Meter finden sich Betonkonstruktionen, die die Wucht des Wassers bei Regen eindämmen sollen. Schleusensysteme, die ihre Funktion bei starken Regenfällen ausspielen werden.
Nach gut 25 Minuten Aufstieg sind wir am Wasserfall angelangt. Uns erwartet ein winziger glasklarer See, der von zwei herabstürzenden Wasserfällen gespeist wird. Der eine wird einem Wasserfall gerecht, der andere ist der kleine Bruder, welcher vielleicht eine Hand breit ist.
Wir lassen die Gischt über uns hinwegpeitschen, verweilen ein paar Minuten und genießen die Stimmung der Elemente.
Auf dem Weg zu einer Straußenfarm halten wir noch bei der Cango Wildlife Range und machen uns ein paar schöne Stunden. Weiße Tiger, Löwen, Hippos und viele Tiere mehr sind zu sichten, ebenso wieder mehrere Puffottern; die Dinger verfolgen mich …
Laut Reiseführer und diverser Tipps aus dem Internet stoppen wir dann bei der High Gate Ostrich Show Farm.
Wir betreten ein nicht enden wollendes Grundstück, das seit über 100 Jahren bewirtschaftet und bewohnt wird.
Wir buchen eine Führung und erfahren in den nächsten 90 Minuten viel über die Geschichte der Straußenzucht sowie Südafrikas.
Bei der Führung ist noch ein junges Paar in unserem Alter aus Hannover, das wir nicht das letzte Mal treffen werden.
Beim Anfüttern der Strauße bin ich erstaunt, wie schnell die Biester sind, kaum habe ich was zum Fressen in der Hand, hackt der Schnabel nach dem Maiskorn.
Beachtlich dabei ist, dass der Strauß gemessen an seinem Gewicht das kleinste Gehirn aufweist, nämlich 20 Gramm. Irgendwie ein liebenswertes dummes Vieh mit einem unvergesslichen Gesichtsausdruck.
Auf dem Hof steht noch ein Rennwagen aus den frühen Zeiten. Äußerlich erinnert er mich an Wagenrennen der Gladiatoren, allerdings fasst das Gespann des Wagens keine Pferde, sondern vier Strauße. Diese Rennen sind aber vorbei, wie ich von unserem Guide erfahre, einer jungen 20 jährigen blonden Frau, mit burischen Wurzeln.
Der Rundgang führt uns an einer Inkubator Station vorbei, in der die Eier ausgebrütet werden, und an einer Legestation mit Hunderten von kleinen Straußen, die ungewöhnlich viel Platz haben, wenn man die uns bekannten Maßstäbe der Hühnerzucht zum Vergleich heranzieht.
In einer der vielen Werkstätten versteht man sich auf ein altes Handwerk, nämlich Schmuck und allerlei „usefull shit“ aus Straußeneiern und -federn herzustellen, wie z. B. Staubwedel.
Die Hitze ist hier draußen unglaublich brütend, wir haben kurz vor 16.00 Uhr, und ich bin nun an der Reihe. Platz nehmen auf einem Strauß.
Ich lehne dankend ab, und verweise darauf, dass ich dem Strauß keine 92 Kilo zumuten möchte. Wahrscheinlich hält mich die kleine jetzt für einen Schisser, egal, damit kann ich leben. Das arme Tier 🙂
Faszinierend ist aber, welche Geschwindigkeit die Strauße erreichen. Auf einer Rennbahn flitzen sie mit Tempo 60 an mir vorbei. Soweit nichts besonders, mag man denken, aber auf dem Rücken sitzt ein Jockey, der sich an den Flügeln festhält. Sieht scharf aus.
Am Ende der Führung gibt es noch ein Foto: Saskia und ich stehen auf Straußeneiern.
Danke Oudtshoorn. War schön hier 🙂
Den Rückweg nehmen wir über die R328, welche dann wieder auf die N2 mündet. Auf dem Weg nach Swellendam passieren wir einige atemraubende Pässe, und kommen nach einem erneuten heftigen Regen auf der N2 an.
Die letzten Kilometer bis nach Swellendam ist es dann das erste Mal dunkel.
Wir beschließen, die letzten Tage nicht vom Sonnenlicht abhängig zu machen, denn sonst endet der Tag einfach zu früh.
In Swellendam nehmen wir das erstbeste Hotel und checken ein. Perfekt!
In der gegenüberliegenden Pizzeria lassen wir bei Bier und einem deftigen Essen den Tag gebührend ausklingen. Inzwischen ist es kurz vor 23 Uhr.
Gute Nacht!